Folge 1: Klassische DMS und ECM-Systeme vs. Microsoft 365
Der Markt für klassisches Enterprise Content Management (ECM) bzw. Dokumentenmanagement-Systeme (DMS) existiert seit über 30 Jahren und wird von wenigen international aufgestellten Unternehmen wie OpenText, Hyland oder Box dominiert. Dazu kommen viele mittelständische Anbieter – vornehmlich aus der DACH-Region – wie zum Beispiel ELO, DocuWare, d.velop, EASY oder SER. Aufgrund dieser langen Historie haben die vielen zehntausend Kunden dieser Anbieter funktional sehr ausgereifte, damit aber auch außerordentlich komplexe Systeme im Einsatz – und dies zumeist auch noch auf eigenen IT-Infrastrukturen mit Applikationsservern, Datenbanken und Storage-Systemen.
Angetrieben durch die Corona-Krise, den zunehmenden Digitalisierungsdruck und den anhaltenden IT-Fachkräftemangel, wird es für diese Kunden allerdings immer schwieriger, solche DMS- bzw. ECM-Infrastrukturen am Laufen zu halten – geschweige denn neue Prozesslösungen darauf aufzusetzen und zu etablieren.
Die Lösung ist schnell gefunden: Wir gehen in die Cloud! Aber was bedeutet das?
Alter Wein in neuen Schläuchen
Das Angebot sieht häufig so aus: Das DMS bzw. ECM-System wird in einem Rechenzentrum, alternativ in Microsoft Azure oder den Amazon Web Services (AWS), durch einen Dienstleister oder direkt durch den Anbieter gehostet und betrieben. Da fast alle klassischen DMS- bzw. ECM-Anbieter den Spagat zwischen einer Vielzahl an historisch vorhandenen On-Premises-Bestandsinstallationen und dem „neuen“ Cloud/SaaS-Hosting hinbekommen müssen, sind die Cloud-Architekturen – wenn überhaupt vorhanden – meistens nicht mit denen reiner Cloud/SaaS-Anbieter vergleichbar.
Der Dienstleister kümmert sich bestenfalls als Full-Service-Anbieter um die Bereitstellung und Konfiguration der gebuchten Anwendungen, notwendige Updates sowie die regelmäßigen Anpassungen an der Infrastruktur. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Speicherplatz für die GoBD-konforme, revisionssichere Verwaltung und die Sicherung der Kundendokumente sowie deren Metadaten. Wie gesagt, bestenfalls. Das Problem dabei ist unter anderem, dass der Dienstleister in dieser Konstellation zum umfassenden Auftragsdatenverarbeiter für den Kunden wird.
Hoher Aufwand und begrenzte Update-Fähigkeit
Aber was heißt das genau? Konkret bedeutet es, dass der Dienstleister sehr viel Personal und Aufwand benötigt, um die Vielzahl der Kundensysteme betreuen zu können. Updates – vor allem in den Fällen, wo auch noch Systemkomponenten auf den Arbeitsplatzrechnern der Kunden installiert werden müssen – können aufgrund der kundenspezifischen (sprich individuellen) Anpassungen häufig nicht durchgehend automatisiert durchgeführt werden. Das wiederum führt dazu, dass neue Funktionen und Releases nicht zeitnah zur Verfügung stehen.
Zudem ist der Kunde auch nicht mehr „Herr“ seiner eigenen Daten und Dokumente, weil er ausschließlich über das jeweilige DMS bzw. ECM-System des Dienstleisters auf diese zugreifen kann. Wird der Vertrag mit dem Dienstleister nun beendet, muss dieser die Daten und Dokumente – häufig leider auch für den Kunden kostenpflichtig – zurückliefern. Diese Art der DMS- bzw. ECM-Systembereitstellung ist sehr teuer und ineffizient. Doch was ist die Alternative dazu?